Geboren 1986 in Thüringen, studierte Christian Vetter von 2006 bis 2012 an der FSU Jena Physik. Seine Diplomarbeit zum Thema „Femtosecond-Laser Induced Nanogratings in Fused Silica“ wurde von Prof. Tünnermann und Prof. Nolte betreut. Anschließend promovierte er bis 2017 bei Alexander Szameit und beschäftigte sich mit spiralförmigen Laserstrahlen als mögliches Werkzeug für unter anderem optische Pinzetten, die Lasermaterialbearbeitung, sowie laserbasierte Entfernungsmesssysteme.
Hallo Christian! Wie ging es für dich nach der Promotion weiter?
Ich wollte unbedingt in der Wissenschaft bleiben und Auslandserfahrungen sammeln. Da bot sich bei dem Co-Referenten meiner Promotion, Dr. Francois Courvoisier am CRNS-Institut Femto-ST in Besançon eine Postdoc-Stelle an.
Das klingt nach einem reibungslosen Karrierestart.
Leider war es gar nicht so optimal, wie ich mir erhofft hatte! Zum einen begann alsbald die Pandemiezeit, was natürlich meine Integration erschwerte. Zum anderen war ich für ein Industrieprojekt zuständig, über das ich aufgrund der Verschwiegenheitspflicht natürlich nicht publizieren durfte. Hinzu kam durch meine starke Einbindung dort, dass ich thematisch sehr einseitig gearbeitet habe und mich keinen weiteren Aufgabenstellungen widmen konnte.
Wie ging es dann also für dich weiter?
Danach wollte ich eigentlich den akademischen Bereich verlassen und entweder in die Industrie gehen oder zumindest den Themenschwerpunkt wechseln. Aber dann hatte ich ein Stellenangebot hier in Jena am Fraunhofer IOF entdeckt.
Was hat dich dabei am meisten gereizt, wieder zurück zu uns auf den Beutenberg zu kommen?
Zum einen natürlich die Aufgabe: eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten! Und das noch dazu auf einem für mich durchaus recht neuen und spannenden Themengebiet. Nachdem ich mich bisher mit Ultrakurzpulslasern, Besselstrahlen und Materialbearbeitung beschäftigt habe, liegt nun der Fokus auf dem Design optischer Systeme. Also auf einer Aufgabe die von deutlich mehr Theorie und weniger experimenteller Arbeit geprägt ist. Jetzt muss alles so gut wie möglich werden und nicht einfach nur irgendwie funktionieren. Aber ein sehr wichtiger Aspekt war auch mein soziales Umfeld hier – viele Freunde und die Familie sind noch hier in Jena. Außerdem hatte ich ja schon einen Überblick, welche Arbeitsbedingungen – Kolleginnen & Kollegen, technische Ausstattung, administrative Unterstützung etc. – mich erwarten.
Teamleitung in einer fachfremden Abteilung stelle ich mir schwer vor. Wie hast du das gemeistert, bzw. was hat dir dabei geholfen?
Ja das ist schon eine Herausforderung! Ich hatte mehrere Weiterbildungen, nicht nur fachlich sondern auch um mein Team gut unterstützen zu können. Ich kann das auch sehr positiv sehen, dass ich nicht der Experte in unserem Team bin, denn so kann ich entsprechende Aufgaben abgeben, weil ich weiß, dass sie dort besser bearbeitet werden. Dadurch entsteht ein ganz anderes Verhältnis untereinander. Eine weitere Unterstützung ist der regelmäßige remote Erfahrungsaustausch mit AG-Leitern innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft, die ich während einer Online-Weiterbildung kennengelernt habe.
Rückblickend auf deinen Karriereweg: was würdest du jetzt anders machen bzw. was würdest du jungen Kolleginnen und Kollegen raten?
Wenn man eine akademische Laufbahn einschlagen möchte, sollte man so früh wie möglich veröffentlichen. Im Nachhinein sehe ich, dass sogar schon mein Diplomthema die eine oder andere Veröffentlichung ergeben hätte. Darum möchte ich Studierende ermutigen, so früh wie möglich sich damit auseinander zu setzen.
Abschließend noch die traditionelle Frage nach deinem Lieblingsort hier in Jena – wo ist deiner?
Eindeutig ist das die Lichtwerkstatt. Dort habe ich schon verschiedene Kurse belegt und kann da hands-on tüfteln. Obwohl der Kopf da auch mit Problemlösung beschäftigt ist, kann ich abschalten und entspannen, während neue Dinge entstehen.
Interview am 20.04.23 von Ira Winkler