Nächtliche Streifzüge durch die Wissenschaft
Meldung vom: | Verfasser/in: Desiree Haak, Fraunhofer IOF
Nachts durch sonst verschlossene Labore geistern und Wissenschaft entdecken, die manchmal beinahe magisch anmutet: Das war am 25. November wieder zur »Langen Nacht der Wissenschaften« in Jena möglich. Auch das Leistungszentrum Photonik öffnete seine Türen und freute sich über 2.000 Besuche begeisterter Wissenschaftsfans.
Die Nacht hat einen speziellen Zauber. Ganz besonders gilt das für Nächte, in denen sich der Schleier des Alltäglichen lüftet – so geschehen am vergangenen Freitag. Während sich draußen alles in Dunkelheit hüllte, wurde anlässlich der »Langen Nacht der Wissenschaften« (LNdW) in vielen Jenaer Laboren und Forschungseinrichtungen erneut der Vorhang zurückgezogen, hinter dem sich so manches wissenschaftliche Geheimnis versteckt: Mehr als 400 Angebote verstreut über die ganze Lichtstadt lockten große wie kleine Wissenschaftsfans, um zu entdecken, welche raffinierten Ideen und welche ausgefeilten Technologien hinter Dingen stecken, die uns vielleicht manchmal ganz alltäglich und manchmal geradezu magisch erscheinen.
Insgesamt 10.000 Gäste geisterten bis Mitternacht durch die lange Novembernacht, die zu einem exklusiven Blick hinter die Kulissen von Wissenschaft und Forschung einlud. Auch das Leistungszentrum Photonik, bestehend aus dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF sowie dem Institut für Angewandte Physik der Friedrich-Schiller-Universität, freute sich mit über 2.000 Besuchen über eine rege Nachfrage.
Quanten und ihre Zwillinge: Eröffnung auf dem Beutenberg Campus
Eröffnet wurde die Wissenschaftsnacht auf dem Beutenberg Campus. Dort sind neun Forschungsinstitute ansässig sowie zwei Technologiezentren, die wiederum 50 Firmen betreuen. Ein passender Ort also, um gemeinsam ins nächtliche Schwärmen für Wissenschaft und Forschung zu starten. Und tatsächlich mussten die Besucherinnen und Besucher nicht lange darauf warten, um ganz tief in hochwissenschaftliche Materie einzutauchen: Dr. Falk Eilenberger, Forscher am Fraunhofer IOF sowie am IAP, nahm die diesjährige Verleihung des Nobelpreises für Physik an drei Quantenforscher zum Anlass, um die Gäste in die faszinierende Welt der Quanten einzuführen.
Zu diesem Zweck führte er auf der Bühne einen sogenannten »Bell-Test« durch. Dabei werden Paare von verschränkten Teilchen (z. B. Photonen) erzeugt und an verschiedene Orte geschickt. Die »Teilchen« derer sich Eilenberger zu Demonstrationszwecken bediente, waren in diesem Fall das anwesende Publikum. Jeder Gast bekam einen persönlichen Quanten-Zwilling – und zwar einen Charakter aus der beliebten Cartoon-Serie »Die Simpsons«. So mancher Schmunzler entschädigte dabei dafür, dass selbst trotz Eilenbergers lebhafter und kurzweiliger Präsentation manche Quantengeheimnisse eben doch vorerst noch geheim bleiben. Nichtsdestotrotz offenbarte dieser experimentelle Einblick in die faszinierende und zuweilen beinahe magisch anmutende Welt der Quanten, deren gigantischen Anwendungspotentiale für ein sichereres, gesünderes und komfortableres Leben der Menschheit in der Zukunft.
Wie speziell Forschende aus Jena daran arbeiten, mithilfe von Quanten, aber auch allerhand weiterem Knowhow aus den Bereichen Optik und Photonik, unser Leben in Zukunft zu verbessern, das konnten Besucherinnen und Besucher direkt im Anschluss nebenan in unseren Instituten erleben: Dort präsentierten die Mitarbeitenden in verschiedenen Erlebniswelten vielfältigste Technologien aus den Bereichen Weltraumforschung, Gesundheit, Licht und Mobilität sowie Sensorik und Robotik.
Große Wissenschaft für kleine Optik-Fans
Doch nicht nur in seinem Hauptgebäude empfing das Fraunhofer IOF aufgeweckte Gäste: Im sogenannten Eulenhaus in der Jenaer Innenstadt, nahm das Institut 1992 – vor genau 30 Jahren also – seinen Anfang. Aus Kapazitätsgründen zog es 2002 in einen Neubau auf den Beutenberg Campus um. Seit zwei Jahren nun wird das Gebäude wieder von Mitarbeitenden des Institutes bevölkert. In den nächsten Jahren sollen weitere Kolleginnen und Kollegen folgen und vom Beutenberg, wo parallel ein neuer Forschungsbau für das stetig weiterwachsende Fraunhofer IOF entsteht, in die Zweigstelle in der Schillerstraße 1 umziehen.
Entsprechend konnte man auch im Eulenhaus Wissenschaft aus drei Jahrzehnte Optik- und Photonikforschung »made by Fraunhofer« entdecken. Die dortige Ausstellung thematisierte die drei Deutschen Zukunftspreise, die 2003, 2007 und 2021 an unsere Forschenden gegangen waren. Besonders großer Nachfrage erfreuten sich dabei die Spiel- und Bastelangebote für kleine Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, mit deren Hilfe die komplexe Technologie hinter den ausgezeichneten Innovationen kindgerecht erklärt wurde.
Am IAP war wieder einmal der Laser-Beschrifter im wahrsten Sinne ein Dauerbrenner. Aber auch Stationen, die zum selbst aktiv werden einluden, waren stark gefragt. So konnte z. B. der smarte Tischtennis-Schläger, entwickelt von den IAP-Alumni Simon Stützer und Toni Eichelkraut, getestet werden. Viel Andrang gab es auch bei den Angeboten der Lichtwerkstatt und allerlei Stauen über die Möglichkeiten von Mikrostrukturtechnik, die publikumswirksam Raumschiffe zum Fliegen bringen kann. Ins Gespräch kamen Interessierte auch mit den Entwicklern des Spitzenleistungslasers und dem ehemaligen IAP-Wissenschaftler Dr. Tino Eidam, der am Stand der AFS GmbH nicht nur die Technik dahinter erklären konnte, sondern auch Spaß beim »Sandlaserjustieren« fand.
Abgerundet wurde dieses vielfältige Angebot durch informative und praxisnahe Vorträge aus beiden Instituten.