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Meldung vom: | Verfasser/in: Ira Winkler
Katsuya kam zum Masterstudium in Photonics zu uns und blieb für seine Promotion. Was ihn antreibt und wieviel er dafür bewegt hat, ist inspirierend.
Katsuya, sehr viele Kollegen und Kolleginnen haben keine Vorstellungen über das Leben und die Kultur in Japan. Aus diesem Grund ist es spannend, von dir zu erfahren, wie z.B. deine Lebenswelt aussieht aus der du kommst und was dich bewogen hat, zu uns nach Jena zu kommen. Je mehr wir vom anderen erfahren, um so mehr erkennen wir Gemeinsamkeiten und sind uns nicht mehr fremd. Daher habe ich einige Fragen an dich:
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Katsyua in seiner Kindheit bei einem lokalen Festival in Japan.Foto: private
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Katsuya als leidenschaftlicher Baseballspieler in der Grundschule..Foto: private
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Immatrikulationsfeier von Katsuya Tanaka an der Shizuoka-Universität im Jahr 2013Foto: private
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Katsuya in Nebraska in den USA mit Freunden.Foto: private
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Optische Experimente an der Shizuoka University in der Kawata ArbeitsruppeFoto: private
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Katsuya Tanaka gewann 2020 den Lehrpreis der Fakultät für sein Seminar zu "Fundamentals in modern optics"Foto: Leonie Graf
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Katsuya im Jahr 2021, als er auf dem Bauernhof der Familie in Japan half.Foto: private
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2021 Best Poster Award auf der DokDok für seine Arbeit über "Femtosecond pulse shaping with semiconductor Huygens' metasurfaces".Foto: IAP
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Während des Gesprächs mit Bundespräsident Steinmeier im März 2024 am Fraunhofer IOF.Foto: Fraunhofer IOF
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Auf dem Jena-Hamamatsu Photonics Symposium 2024 in Jena.Foto: Abbe Center of Photonics
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Katsuya Tanaka in seinem Labor am ACP in Jena.Foto: Ira Winkler
Kannst du kurz beschreiben, wie du aufgewachsen bist? War Naturwissenschaft ein Thema in eurer Familie? Worauf wurde besonders wert gelegt in der Erziehung, sowohl zuhause als auch in der Schule?
Ich wuchs in der Stadt Fujiidera in der Präfektur Osaka in Japan auf. Mein Zuhause war von riesigen Reisfeldern und üppigen Gemüsefeldern umgeben. Mein Familienname "Tanaka" bedeutet "Zentrum der Reisfelder", was auf den Beruf meiner Vorfahren zurückzuführen ist, die in den Reisfeldern arbeiteten. In meiner Familie ist es offenbar Tradition, die Reisfelder über viele Generationen hinweg zu vererben (wahrscheinlich länger als Hunderte von Jahren), und natürlich wollten meine Großeltern, dass ich unser gesamtes Ackerland übernehme, und ich lernte alle landwirtschaftlichen Techniken von meiner Familie. Als Grundschüler wollte ich Profibaseballer werden und begann im Alter von 8 Jahren mit dem Baseballspielen. Ich spielte aktiv Baseball, bis ich 17 Jahre alt war. Aber während meiner Grundschul- und Mittelschulzeit verlagerte sich mein Traum allmählich darauf, ein "Erfinder" zu werden. Ich erinnere mich, dass ich bei einem wissenschaftlichen Sommerprojekt in der Grundschule so viel mitgemacht habe. Ich bekam einen Preis für das Basteln eines kleinen Lokomotivmodells, das mit einer kompakten Dampfmaschine betrieben wurde. Danach wurde meine Neugier für Naturwissenschaften und Technik immer größer. Mit der Unterstützung meines Vaters habe ich viele Dinge gebastelt, z. B. einen kleinen LEGO-Roboter, der mit einem externen Programm vollautomatisch arbeitet, einen Metalldetektor, ein Funksystem, ein Hydrometer und einen Lügendetektor mit elektrischen Schaltkreisen. Mein Vater war Lehrer für Technik und Naturwissenschaften an einer örtlichen Mittelschule. Ich hatte also das Glück, dass ich von ihm viel über diese Themen lernen konnte. Aber an den Wochenenden, wenn er mich auf die Felder mitnahm, hatte ich leider nicht viel Freude an den landwirtschaftlichen Arbeiten, weil ich mich bei den sich wiederholenden Aufgaben so langweilte. Als ich in die Oberschule kam, verlor ich plötzlich die Motivation zum Lernen, was zwei Jahre lang anhielt. Das lag daran, dass ich mir nicht sicher war, was ich werden wollte, und außerdem gefiel mir der Gedanke nicht, "für eine gute Universität zu lernen". Aber eines Tages gab ein Physiklehrer an der High School den Anstoß. Er erklärte mir das Konzept des Welle-Teilchen-Dualismus des Lichts. Ich spürte, dass Physik sehr tiefgründig ist! Seitdem habe ich mit viel Spaß Physik und Mathematik studiert (und mit Hilfe meiner Mutter, die Englischlehrerin war, auch Englisch) und bin schließlich in Hamamatsu, der berühmtesten Photonikstadt Japans, gelandet, um dort meinen Bachelor zu machen. Diese Stadt wird "Photon Valley" genannt und ist in der Photonikindustrie und -ausbildung sehr bekannt. Ich war sehr froh, dass ich an der Shizuoka-Universität im Studiengang Optoelektronik und Feinmechanik in der Abteilung Maschinenbau der Fakultät für Ingenieurwissenschaften studieren konnte.
Also haben dich interessante physikalische Projekte und Theorien begeistert. Gab es noch andere Ereignisse oder Pesonen, die dir deinen Weg in die Photonik gewiesen haben?
Während meines Bachelor-Studiums habe ich nicht nur grundlegende Physik- und Mathematikkurse belegt, sondern auch Kurse in Maschinenbau, Elektrotechnik und experimenteller und theoretischer Photonik. Im dritten Jahr meines Bachelor-Studiums belegte ich viele photonikbezogene Kurse. In einem dieser Kurse wurde ich sehr neugierig auf ein physikalisches Phänomen der Licht-Materie-Wechselwirkung an der Grenzfläche zwischen Metall und Dielektrikum. Das weckte meine Neugierde, dieses Gebiet zu vertiefen und insbesondere die Lichtausbreitung an der metall-dielektrischen Grenzfläche mathematisch zu verstehen. Ich begann mich zu fragen, warum dies geschieht, unter welchen Bedingungen, und wie nützlich es in der Realität ist. Ich fand es interessant, dass auf der Nanoskala sehr unnatürliche Verhaltensweisen von Licht auftreten können. Um dies besser zu verstehen, begann ich in der Gruppe von Prof. Kawata auf dem Gebiet der Nanophotonik zu forschen und lernte in seiner Gruppe zusätzlich verschiedene Themen der Photonik, wie z. B. Lasertrapping-Technologien, ultrahochauflösende Mikroskopie, ultraviolette Lithographietechniken, Holographieerzeugung und so weiter. Damals hatte ich das Gefühl, dass "Photonik die Zukunft ist".
Andererseits schien meine Familie zu wollen, dass ich nach meinem Bachelor-Abschluss nach Osaka zurückkehre, um mich nebenbei um die Felder zu kümmern. Aber es gelang mir, sie davon zu überzeugen, dass ich mich voll und ganz darauf konzentrieren wollte, mit meiner Leidenschaft ein Experte für Photonik zu werden.
Wie hast du von den Möglichkeiten in Deutschland beziehungsweise hier in Jena erfahren und gab es Hürden, auf dem Weg hierher?
Meine Erfahrung in Nebraska in den USA im Rahmen eines kurzen Austauschprogramms während meines Studiums hat mich sehr verändert. Ich hatte die Chance, im Rahmen eines internationalen Sommeraustauschprogramms in den US-Bundesstaat Nebraska zu reisen, was meinen Horizont völlig erweiterte. Ich konnte mir nun viele Möglichkeiten außerhalb Japans vorstellen. Die Welt ist sehr groß und es gibt so viele Dinge, die ich nicht kenne. Ich lerne leidenschaftlich gern neue Kulturen kennen und wollte neue Menschen aus anderen Ländern treffen. Deshalb war ich auch sehr aktiv, um ausländische Studenten an der Shizuoka-Universität zu treffen. Ich war Teil des Organisationsteams der English Speaking Society für internationale Studenten am Hamamatsu Campus der Shizuoka Universität. Durch mein aktives Engagement für internationale Aktivitäten lernte ich zufällig zwei deutsche Studenten aus Jena kennen. Der Grund dafür ist, dass die Shizuoka Universität mit der Fachhochschule Jena einen langjährigen Kooperationspartner hat und sie jedes Jahr ein oder zwei Studenten austauschen. Ich habe mich sofort mit den beiden angefreundet und viele Fragen über Jena gestellt. Dann erfuhr ich, dass Jena eine weltweit führende Stadt in der Photonik ist, und sie erklärten mir, wie erstaunlich die Einrichtungen in der Photonik in Jena sind. Außerdem erfuhr ich, dass es ein komplett englischsprachiges Photonik-Programm gibt. Dann setzte ich mir das Ziel, mich zuerst in das Masterprogramm der Abbe School of Photonics in Jena einzuschreiben und eine Brücke zwischen Hamamatsu und Jena zu schlagen, da beide Städte weltweit für ihre Photonik bekannt sind. Aber es war kein einfacher Prozess, weil ich damals mein ganzes Leben lang Naturwissenschaften und Mathematik auf Japanisch gelernt hatte und auf die englische Ausbildung in Photonik vorbereitet werden musste. Also las ich ein Buch mit dem Titel "Fundamentals of Photonics" komplett auf Englisch und lernte viele wissenschaftliche Vokabeln auf Englisch, schrieb meine Bachelorarbeit auf Englisch und fertigte die Bachelorarbeit auf Englisch an. In Japan erfordert es viel Mut, etwas anders zu machen als andere. Normalerweise fühlen sich viele Menschen in Japan wohl, wenn sie das Gleiche tun wie andere. Aber meine Motivation war damals nicht zu bremsen, und ich bereitete mich bereits auf eine nicht-japanische Denkweise vor, um mich auf ein Studium im Ausland vorzubereiten, was auch notwendig war, um mich an verschiedene internationale Gemeinschaften anzupassen.
Oh das zeugt von einem starken Willen und einer großen Neugier! Was hat dir beim Ankommen hier in dieser fremden Kultur am meisten geholfen und was vermisst du andererseits besonders? Was war die größte Überraschung hier in Jena für dich? Wie war deine Erfahrung als Doktorand in Deutschland bisher? Gab es besondere Herausforderungen oder Highlights, die du teilen möchtest?
Ich habe mich hier sehr gut mit meinen Klassenkameraden angefreundet, und meine Freunde aus dem Masterprogramm sind mir sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte Schwierigkeiten, direkte Ausdrücke zu verstehen, weil Japaner so indirekt sprechen. Viele Deutsche um mich herum waren so direkt zu mir, wenn ich irgendetwas gesagt habe, sogar mit Kritik! Am Anfang war ich sehr schockiert. Aber viele meiner Klassenkameraden haben mir Tipps gegeben, wie ich diesen kulturellen Unterschied überwinden kann, und sie waren die ganze Zeit sehr nett zu mir. Meine Klassenkameraden während meines Masterstudiums an der Abbe School of Photonics sind wirklich ein Schatz für mich. Aber es war immer noch sehr schwer, mich außerhalb des internationalen Masterprogramms und des PhD-Programms in deutsche Gemeinschaften zu integrieren. So begann ich schließlich eine lokale japanisch-deutsche Gemeinschaft mit Japanern und Deutschen, die Japanisch lernen, zu gründen, den Japanstammtisch Jena. Ich denke, dass in der japanischen Kultur die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft sehr wichtig ist, weil wir uns in der Harmonie der Gruppe sicher fühlen und im Vergleich zu vielen anderen Kulturen voneinander abhängig sind. Durch diese Gemeinschaft konnte ich leicht andere Japaner treffen, die in Jena leben und ähnliche Gefühle und Erfahrungen teilen, und auch Deutsche treffen, die daran interessiert sind, unsere Kultur zu verstehen. Diese Gemeinschaft hat mir ein glückliches Gefühl gegeben. Natürlich vermisse ich meinen Reis und mein Gemüse von meinen Feldern und auch meine Familie in Japan sehr. Aber ich kehre jedes Jahr in meine Heimatstadt zurück und treffe meine Familie, esse viel japanisches Essen und helfe auch bei den landwirtschaftlichen Arbeiten meines Vaters.
Respekt vor dem, was du hier geleistest hast in Bezug auf Integration – danke, dass du Jena so bereicherst! Du hattest auch gerade die Gelegenheit bekommen, mit dem Bundespräsidenten und dem Ministerpräsidenten von Thüringen zu sprechen – Welchen Eindruck hast du aus diesem Treffen mitgenommen? Welche Fragen hättest du gern gestellt?
Er war so freundlich und es war so einfach, mit ihm zu reden. Wir sprachen darüber, warum wir nach Jena gekommen sind und was wir in unserer Zukunft machen wollen. Er schien beeindruckt zu sein, dass diese Stadt Jena viele internationale Studierende anzieht. Er fragte uns auch, wie gut wir in Deutschland integriert sind und wie gut unser Deutsch ist. Irgendwann sind wir dazu übergegangen, auf Deutsch zu sprechen, und wir haben es irgendwie geschafft, unser Gespräch auf Deutsch zu halten. Ich wollte einige kritische Fragen stellen, wie z.B. die deutsche Bürokratie, öffentliche Verkehrsmittel, Wohnungssuche für Ausländer und so weiter. Aber wir hatten nicht genug Zeit, um viele Themen zu behandeln.
Das sind ganz sicher auch Themen, die viele von uns umtreiben. Was sind deine Zukunftspläne nach Abschluss deines Doktoratsstudiums? Gibt es besondere Themen, denen du dich widmen möchtest bzw. was möchtest du gern noch hier in Jena oder Deutschland erreichen – was vielleicht in deiner Heimat oder für die Zukunft im Allgemeinen?
Nach Abschluss meiner Promotion möchte ich weiterhin zur Zusammenarbeit zwischen Jena und Hamamatsu beitragen. Durch meine Ausbildung habe ich sowohl akademische als auch industrielle Verbindungen in Hamamatsu und Jena aufgebaut. Kürzlich organisierte ich das Jena-Hamamatsu Photonik-Symposium 2024, an dem viele Menschen aus beiden Städten teilnahmen, und es war ein großartiger Anstoß für die Förderung unserer laufenden internationalen Zusammenarbeit und des Studentenaustauschs. Ich denke, es gibt noch mehr Dinge, die ich im Rahmen dieser Zusammenarbeit tun kann. Ich denke also, dass Jena die besten Möglichkeiten bietet, mein Ziel zu erreichen.
Davon bin ich überzeugt! Demnach kannst du ein Studium bzw. Promotion hier an der Universität anderen empfehlen, welche Tipps würdest du geben?
Ich kann eine Promotion hier besonders denjenigen empfehlen, die eine Karriere in der Photonik anstreben. In Jena gibt es so viele hochmoderne Technologien in der Photonik. Auf dem Beutenberg Campus gibt es Institute, die sehr kooperativ und unterstützend sind. So können wir Hightech-Geräte, -Einrichtungen, -Programme und so weiter gemeinsam nutzen. Außerdem gibt es viele Photonik-Industrien in Jena und Umgebung. Wenn du also später in die Industrie wechseln möchtest, stehen dir viele Möglichkeiten offen.
Vielen Dank für deine Inspiration und viel Erfolg für deine zukünftigen Pläne!