Laserlicht im großen Hörsaal der Physik am Max-Wien-Platz 1 (2014; Symbolbild)

"Lichtstadt" Jena

Auf den Spuren der Jenaer Optik
Laserlicht im großen Hörsaal der Physik am Max-Wien-Platz 1 (2014; Symbolbild)
Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)

Der Startpunkt unseres Spaziergangs durch die historischen Dimensionen der "Lichtstadt" Jena ist aktuell. Im Helmholtz-Institut Jena (Fröbelstieg 3) befindet sich der Hochleistungslaser POLARIS. Der vollständig diodengepumpte Laser wird hauptsächlich für Experimente zur Teilchenbeschleunigung benutzt und ist Gemeinschaftsprojekt des Helmholtz-Instituts und der universitären Physik.

Vom Standort dieses modernen Lasers begeben wir uns zu dem Ort, an dem die Laserforschung in Jena begann und heute auch noch praktiziert wird. Nur ein paar Meter weiter, im heutigen Hauptgebäude der Physikalisch-Astronomischen Fakultät am Max-Wien-Platz 1, wurden Anfang der 1960er die ersten Jenaer Festkörper- und Gas-Laser entwickelt. Auch wenn man die Marke des ersten funktionstüchtigen Lasers der DDR knapp verfehlte, konnten bereits am 3. Dezember 1962 die Eigenschaften des Laserlichts eindrucksvoll im physikalischen Kolloquium vorgeführt werden. Diese Veranstaltung unterstrich die Kapazitäten des Forschungsstranges in Jena und steht exemplarisch für den Beginn eines äußerst fruchtreichen Feldes der Jenaer Physik und Industrie.

Vom Max-Wien-Platz gehen wir zunächst auf dem Philosophenweg Richtung Süden. Direkt hinter der Mensa am Philosophenweg, einem Bauhaus-Aushängeschild Jenas, biegen wir links auf einen kleinen Weg Richtung Osten ab, der schließlich auf die Straße "Am Planetarium" trifft. Recht treffend: wir befinden uns nun direkt am Jenaer Zeiss-Planetarium, das 1926 eingeweiht wurde und immer noch Besucher anlockt.

Von hier aus bieten sich zwei Möglichkeiten: wenn Sie ortskundig sind, empfehle ich den Weg Richtung Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek einzuschlagen und schließlich über den Bibliotheksweg und durch den Fromannschen Garten, einem kleinen Ruhepol am Rande der Innenstadt, hindurch zum Gebäude in der Zwätzengasse 9 zu schlendern. Falls Sie sich zum ersten Mal in der Gegend befinden, ist der in der Karte eingezeichnete Weg deutlich leichter zu finden. Man muss nur darauf achten, in der Zwätzengasse rechts in den Hinterhof zu gehen, um an das ehemalige Voigtsche Gartenhaus zu gelangen, heute Teil der Philosophischen Fakultät.

Der Physiker Johann Wilhelm Ritter (1776-1810) verbrachte in diesem Haus, eine Gedenktafel erinnert daran, und im anliegenden Fromannschen Anwesen nachweislich Teile seiner Jenaer Zeit. Ritter war fest in den Romantikerkreis integriert und sein Denken, geprägt durch seine galvanischen Untersuchungen, von Polaritäten geleitet. Als er von der Entdeckung der infraroten Strahlung durch William Herschel erfuhr, schloss er, dass auch am anderen Ende des sichtbaren Spektrums unsichtbare Strahlung existieren müsse. Seine Vermutung konnte er Anfang 1802 durch die Verfärbung von Hornsilber bestätigen: Ritter hatte ultraviolettes Licht nachgewiesen.

Von hier aus geht es auf den Fürstengraben, dem wir Richtung Westen, leicht bergan folgen. Auf der rechten Seite befinden sich nun ThULB und botanischer Garten. Auf der linken Straßenseite findet man das heutige Universitätshauptgebäude (Fürstengraben 1), auf dessen Vorläufer, dem Jenaer Stadtschloss, Erhard Weigel einen begehbaren Himmelsglobus installieren ließ, den man zurecht als Vorläufer eines Planetariums bezeichnen kann. Entlang des Fürstengrabens findet man auch die sogenannte via triumphalis, eine Reihe von Denkmälern, die an die wissenschaftliche Tradition Jenas erinnern. Auf der Höhe des ehemaligen Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 23; von 1861-1908 Hauptgebäude) befindet sich ein kugelförmiger Gedenkstein für Ernst Abbe (1840-1905). Durch die Entwicklung seiner Mikroskoptheorie (zu guten Teilen im Hellfeldschen Haus) und die damit einhergehende wissenschaftliche Fundierung des Mikroskopbaus begründeten er und Carl Zeiss ein Weltunternehmen. Zu dessen ehemaligen Hauptsitz machen wir uns nun auf.

Am Pulverturm biegen wir links auf den Johannisplatz. Nebenbei sei hier auf Hermann Schaeffers Denkmal direkt vor den Rosensälen und auf die ehemaligen Werkstätten Carl Zeiß' in der Wagnergasse und am Johannisplatz hingewiesen. Folgen wir der Straße, die schließlich zum Leutragraben wird, können wir durch die Häuserfronten hindurch rechts auf den Ernst-Abbe-Platz gelangen. Wir befinden uns nun im Zentrum des ehemaligen Hauptwerks des Unternehmens Zeiss, das man in den 1990er Jahren zu einem modernen Stadtzentrum umgebaut hat.

Optische Instrumente sind und waren Fundament des Weltrufes des Unternehmens. Von den zahlrichen Entwicklungen sei hier nur auf das Spaltultramikroskop von Henry Siedentopf und Richard Zsigmondy, die Entwicklung des Projektionsplanetarium und die bald nach der erfolgreichen experimentellen Realisierung angestoßene industrielle Produktion von Lasern und ihre Anwendung hingewiesen. Genaueres können Sie hier nachlesen und sich durch einen kleinen Rundgang um das Werk mit dessen Entstehung vertraut machen.

Wir verlassen den Ernst-Abbe-Platz am südwestlichen Ende und queren schließlich den Carl-Zeiss-Platz. Dabei kommt man noch am zweiten, deutlich imposanteren Denkmal Ernst Abbes vorbei. Das achteckige Gebäude wurde vom Bauhaus-Vorreiter Henry van de Velde entworfen, während Herme und Plastiken von Max Klinger und Constantin Meunier beigesteuert wurden. 1911 wurde es feierlich eingeweiht. Das Deutsche Optische Museum, direkt gegenüber im Carl-Zeiss-Platz 12, soll 2024 seine Pforten dauerhaft öffnen. Wenn Sie durch diesen Spaziergang angeregt noch mehr über die optische Tradition Jenas (und natürlich noch mehr) erfahren wollen, sind sie hier an der richtigen Adresse.