Das ehemalige Carl-Zeiss-Hauptwerk und heutiges Stadtzentrum Jenas vom Jentower aus gesehen (2010)

Carl-Zeiss-Hauptwerk

Ernst-Abbe-Platz; erstes Fabrikgebäude 1880
Das ehemalige Carl-Zeiss-Hauptwerk und heutiges Stadtzentrum Jenas vom Jentower aus gesehen (2010)
Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)

Am ehemaligen Zeiss-Hauptwerk haben eine Vielzahl physikhistorisch relevanter Entwicklungen ihren Ursprung. Die historische und architektonische Entwicklung des Werks vom ersten Fabrikgebäude (1880) bis heute haben wir für Sie anhand eines Spaziergangs aufgearbeitet. Dort finden Sie auch noch einmal die untenstehende Karte, die zur Orientierung dienen soll und in der Sie die heute noch vorhandenen historischen Gebäude(teile) finden. Hier wenden wir uns beispielhaft einigen technischen und physikalischen Entwicklungen zu, die mit den Zeisswerken verknüpft sind. Bei Interesse an der Unternehmensgeschichte sei gleich hier auf die Webpräsenz der ZEISS AGExterner Link verwiesen.

Richard Zsigmondy, ehemaliger Schott-Mitarbeiter und Kolloidchemiker, und Henry Siedentopf, späterer Leiter der Mikroskopieabteilung bei Zeiss, entwickelten zusammen von 1900 bis 1902 das Spaltultramikroskop. Mit dieser Einrichtung konnte das sogenannte Abbe-Limit, die prinzipielle Beobachtungsgrenze für klassische, lichtoptische Mikroskope, zwar nicht durchbrochen, aber umgangen werden.

Senkrecht zum Strahlengang wird ein Mikroskop aufgestellt und die Beugungsscheibchen beobachtet. Unter Verzicht auf eine getreue Abbildung konnte man durch kleine mathematische Umwege dennoch auf die Größe der Partikel schließen. Zsigmondy erhielt 1925 u.a. für das Ultramikroskop und seine Weiterentwicklungen den Chemie-Nobelpreis.

Von der Sichtbarmachung kleinster Partikel zu astronomischen Dimensionen, zumindest deren Projektion: mit dem Auftrag zur Entwicklung eines Planetariums aus dem Deutschen Museum 1913 startete die Entwicklung des Projektionsplanetarium hier im Werk. Die Idee kam zum ersten Mal 1914 in einer Geschäftsbesprechung auf. Durch den ersten Weltkrieg und technische Schwierigkeiten in der Umsetzung verzögert, entwarf Walter Bauersfeld 1919 schließlich die grundsätzliche Konzeption des verwendeten Geräts.

Schließlich konnte 1924 eine Kuppel (zum Bau wurde die sogenannte Zeiss-DYWIDAG-Schalenbauweise entwickelt) auf dem Dach des Bau 11 zu Testzwecken, aber auch zur Vorführung, errichtet werden. Das Projekt war ein voller Erfolg. Der Apparat konnte an das Deutsche Museum geliefert werden und Jena erhielt 1926 schließlich sein eigenes PlanetariumExterner Link.

 

Das Zeiss Hauptwerk mit Teilansicht von Jena um 1900

Foto: ZEISS Archiv

Tagung der Gesellschaft für Photogrammetrie vor der Planetariumskuppel auf dem Dach des Zeisswerks (1923)

Foto: ZEISS Archiv

Bei Zeiss projezierte man nicht nur den Himmel auf der Erde, sondern lieferte auch bedeutende Beiträge zur Erkundung der Erde vom Himmel aus. Die MKF-6, eine Multispektralkamera, die zu ihrer Zeit zu den besten Fernerkundungskameras der Welt zählte, wurde 1975/76 beim VEB Carl Zeiss entwickelt. Sie wurde unter anderem an Bord der Sojus-22 1976 eingesetzt.

Georg Joos hingegen trug zur physikalischen Forschung im Zeisswerk aus einem der Kellerräume bei. In den 20er Jahren kamen aufgrund experimenteller Ergebnisse erneut Zweifel an der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, einer der Grundpfeiler der speziellen Relativitätstheorie, auf. Georg Joos vom physikalischen Institut baute in enger Zusammenarbeit mit den Zeisswerken und Schott das Michelson-Morley Experiment im Keller der Werke nach. Mit bisher unerreichter Präzision konnte ein sogenannter "Ätherwind" ausgeschlossen werden. Die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit und Einsteins Theorie waren bestätigt.

Zu guter Letzt soll hier noch auf Arbeiten verwiesen werden, die im physikalischen Institut ihren Ursprung hatten. Nachdem in der Zusammenarbeit von Unternehmen und Universität bereits die Entwicklung von Lasern geglückt war, machte man sich bei Zeiss daran, diese zur Produktionsreife zu bringen. Das Ziel, einen Gas- und einen Festkörperlaser auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1964 zu präsentieren, war hochgesteckt, konnte aber schließlich erreicht werden. Daraufhin nahm man die Anwendung in den Fokus: unter der Leitung von Horst Moenke wurde der LMA-1 (LaserMikrospektralAnalysator) entwickelt. Das Laserlicht wurde zur Verdampfung der zu analysierenden Probe verwendet. Das Produkt entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager.