Der Stahlbetonskelettbau wurde 1930 von Otto Bartning und dem Bauhausschüler Ernst Neufert im Auftrag der Carl-Zeiss Stiftung entworfen und erbaut. Er bot ursprünglich der Mathematik und der neugegründeten Professur für wissenschaftliche Optik und Mikroskopie Platz.
Dunkle Schatten wirft das weitere Schicksal Rudolf Straubels (1864-1943), Abbe-Schüler und Initiator des Baus, und seiner jüdisch-stämmigen Frau Marie (geb. Kern) über diesen Ort. Rudolf Straubel wurde 1933 aus der Geschäftsleitung bei Carl Zeiss gedrängt. Nach seinem Tod entzog sich Marie Straubel durch Selbstmord dem Zugriff des NS-Regimes. Das Abbeanum selbst wurde im Zweiten Weltkrieg schwer durch Bombenangriffe beschädigt, konnte aber in den Folgejahren originalgetreu rekonstruiert werden.
Heute findet man hier unter anderem den einzigen Lehrstuhl Deutschlands für Gravitationsforschung. Die Jenaer Gravitationstheorie genießt seit ihrer Etablierung in Jena durch Ernst Schmutzer in den späten 1950ern internationales Renomée. Erst kürzlich war ihr ein besonderer Erfolg vergönnt. Die Modellierungen der Jenaer Theoretiker trugen wesentlich zu der Entdeckung bei, für die 2017 der Nobelpreis für Physik verliehen wurde: dem experimentellen Nachweis von Gravitationswellen.