Ende des 19. Jahrhunderts war die ehemalige "Wucherey" am Fürstengraben das Hauptgebäude der UniversitätJena.
Rudolf Straubels Studienjahre
Nach dem Abitur absolvierte Rudolf Straubel 1884 seinen Militärdienst beim Jenaer Königlichen Füsilier-Bataillon als Einjährig-Freiwilliger und ließ sich dort gleichzeitig an der Universität immatrikulieren, seine Hauptfächer waren Mathematik und Physik. Das Hauptgebäude der Universität war damals die ehemalige »Wucherey« am Fürstengraben.
Zu Straubels Studienzeiten vertraten die ordentlichen Professoren Carl Snell (1806-1886) und Johannes Thomae (1840-1921) die Mathematik und Leonhard Sohncke (1842-1897) die Physik an der Jenaer Universität. Als ordentliche Honorar-Professoren lehrten Hermann Schaeffer (1824-1900) und Ernst Abbe (1840-1905) die Mathematik, Physik und Astronomie sowie als außerordentlicher Professor Gottlob Frege (1848-1925) die Mathematik.
Im Sommersemester 1885 (Lehrbetrieb vom 16. April bis 15. August) und im Wintersemester 1885/86 (vom 16. Oktober bis 15. März) studierte Rudolf Straubel in Berlin Mathematik und Physik, er beschäftigte sich auch mit physikalischer Chemie und mit Mineralogie.
Zu jener Zeit stand das »mathematische Seminar« unter der Leitung der ordentlichen Professoren Karl Theodor Weierstraß (1815-1897), Lazarus Fuchs (1833-1902) und Leopold Kronecker (1823-1891), das »Seminar zur Ausbildung von Studierenden im wissenschaftlichen Rechnen« von Wilhelm Foerster (1832-1921) und vom außerordentlichen Professor Friedrich Tietjen (1832-1895).
Direktor des »Physikalischen Instituts« in der Neuen Wilhelmstraße 16a, Stadtbezirk N.W., war der ordentliche Professor Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821-1894) mit den Assistenten Privatdozenten Heinrich Kayser (1853-1940) und Arthur König (1856-1901) sowie Otto Lummer (1860-1925). Im Wintersemerster 1885/86 trat Conrad Dieterici (1858-1929) an die Stelle Kaysers.
Als Rudolf Straubel zu Ostern 1886 sein Studium wieder in Jena aufnahm, fand er das »Mathematische Seminar der philosophischen Fakultät« unter Thomae und das »Physikalische Institut« unter Sohncke so vor, wie er es nach dem Wintersemester 1884/85 verlassen hatte.
Allerdings nahm Sohnke 1886 einen Ruf nach München an, sein Nachfolger wurde Adolf August Winkelmann (1848-1910) als ordentlicher Professor und Institutsdirektor. Seit 1887 war die Anschrift des damaligen Physikalischen Instituts Neugasse 23 - Ernst Abbe hatte den Neubau veranlaßt.
In Jena war Straubel im Zeitraum vom Sommersemester 1886 bis Michaelis 1888 (29. September) u.a. auch Hörer der Vorlesungen des Mathematikers Gottlob Frege. Auch in diesen Jahren beschäftigte er sich mit physikalischer Chemie und mit Mineralogie.
Straubel schloß 1888 sein Studium mit der von Ernst Abbe angeregten Dissertation »Über die Berechnung der Fraunhoferschen Beugungserscheinungen durch Randintegrale mit besonderer Berücksichtigung der Theorie der Beugung im Heliometer« ab.
1892 schrieb er rückblickend in seinem Lebenslauf zum Habilitationsverfahren: »meine wissenschaftliche Ausbildung verdanke ich hauptsächlich den Herren Thomae, Abbe, Winkelmann und Sohncke«.